August von Oppermann und Carl Schuchhardt

"Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen" Hannover 1888-1916 Kommissionsverlag von F.Gersbach

Quelle / digitalisiert: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (Werk Id: PPN727655639)

Aus dem sehr umfangreichen Werk, möchten wir nur die betreffenden Stellen zitieren:

A. Arbeitsberich: Über 30 Jahre ist an diesem „Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen gearbeitet worden, und die ganze Entwicklung in der Betrachtung- und Behandlungsweise des Stoffes, die sich in der langen Zeit vollzogen hat, spiegelt sich auf seinen Blättern. Die ursprüngliche Absicht war nur, von den wichtigeren Befestigungen genaue Planaufnahmen zu bieten. Nach dem Erscheinen des ersten Heftes soll einer der Träger des Unternehmens gesagt haben, nun können alle die Wallburgen getrost zu Grunde gehen, diese Darstellung ersetze sie vollkommen. Das von einer Burg zuweilen etwas mehr zu holen sei als bloß der Plan, daran dachte er nicht. […]

Herr Oppermann stellte für die Aufnahmen drei Grundsätze auf, die man auch heute noch überall empfehlen kann:

  1. Das die Burg umgebende Gelände soll auf allen Seiten 300m weit mitgezeichnet werden.
  2. Alle Pläne sollen gleichen Maßstab haben.
  3. Norden liegt immer oben.

Es kommt bei einer Burg viel darauf an, wie sie sich ihren Platz im Gelände ausgesucht hat; der gleiche Maßstab allein ermöglicht eine bequeme Vergleichung der Burgen untereinander und die gleiche Orientierung ihre bequeme Einordnung in die große Karte. […]

Herr Oppermann ließ diese Arbeit durch Geometer, die er an Ort und Stelle unterwiesen hatte, ausführen. Ein einzelner Plan kostete so oft mehrere Wochen und mehrere hundert Mark. […]

Als drei Hefte erschienen waren, fühlte Herr v. Oppermann den Beginn einer schweren Erkrankung und ersuchte mich, der ich eben eine Reihe von Ausgrabungen auf niedersächsischen Burgen gemacht hatte […], die Fortführung des Atlas zu übernehmen. Kurze Zeit darauf, im Herbst 1892, ist er gestorben. Ich habe einige Zeit geschwankt, ob ich auf den Antrag eingehen sollte. […]  Im Juli 1916.  C. Schuchhardt

B. Die Entwicklung des vor- und frühgeschichtlichen Burgenbaus in Niedersachsen

  1. Altgermanische und sächsische Volksburgen (nicht zitiert)
  2. Die sächsischen Volksburgen gegen Karl d. Gr.

Auf erheblich festeren Boden kommen wir in der sächsischen Zeit. Die fränkischen Annalen nennen eine Reihe von Burgen, die in den Kriegen gegen Karl d. Gr. Eine Rolle gespielt haben: die Eresburg, Sigiburg, Skidroburg, Iburg, Brunnsburg (eigentlich Brunsberg), Hohsiburg. Alle diese Burgen lassen sich im Gelände nachweisen.

  1. Die Eresburg ist Obermarsberg an der Diemel. Der Name Marsberg ist im Mittelalter an die Stelle von Eresberg getreten, weil die Mönche Eres==Ares, Mars setzten.
  2. Die Sigiburg ist die Hohensyburg am Einfluß der Lenne in die Ruhr.
  3. In Skidroburg steckt der Name Schieder. Es ist die Herlingsburg b. Lügde, wenig seitwärts von Schieder im Emmertale.
  4. Die Iburg heißt heute noch Iburg und liegt bei Driburg, dessen Name aus „to der Iburg“ zusammengezogen ist.
  5. Mit der „Brunsberg“ der Annalen, auf dem die Sachsen 775 Karl d. Gr. Am Weserübergang hindern wollten, ist die Brunsburg bei Höxter gemeint.[…]

Die Burgen sind lauter große Volksburgen, die Eresburg als größte hat 25 Hektar, die Iburg als kleinste 3 Hektar Fläche. Fast alle liegen im Gebirgslande, nur die Wigmodischen im Flachland, und alle haben sich einen möglichst starken natürlichen Schutz ausgesucht: eine isolierten Berg (Eresburg, Skidroburg) oder eine Bergzunge mit einem einzigen schmalen Zugange (Sigiburg, Iburg, Brunsburg, Hohisburg) oder eine Sandhalbinsel gedeckt von Sumpf und Moor (Heidenschanze). So haben alle diese Burgen nur ein Tor gehabt. Dieses Tor pflegte besonders geschützt zu sein, sei es durch einen einfachen Wallgraben, der den Bergsattel überquert (Brunsburg, Iburg), sei es duch verzwickte Vorhänge- Schanzen, wie bei der Skidroburg. Im Anschluß an die Torbefestigung zieht sich öfter ein Vorwall an der von Natur weniger geschützten Seite entlang und bildet so zwischen sich und dem Hauptwall einen Zwinger (Sigiburg, Skidroburg, Iburg, Heidenschanze). […]  Der Innenraum der sechs Burgen bildet eine einheitliche große Fläche; ein Kopfwerk, eine Art Zitadelle, wie die gleicher Zeit angehörigen anderen Burgen (Tönsberg, Vogelsburg) sie haben, ist bei ihnen nicht zu bemerken. Die Bauart des Hauptwalles und dementsprechend des Tores ist bei Burgen verschieden. Bei der Skidroburg und den Wigmodischen Burgen fanden wir sie aus Holz. Bei der Sigiburg und der Iburg aus Stein mit Kalk. Die Vorwälle scheinen keine Steinmauern zu enthalten, außer bei der Sigiburg, wo sie eine weitere Vorburg umziehen. Bei dem Wallbau aus Holz oder Stein ist aber wieder zu unterscheiden zwischen einer einheitlichen dicken Mauer, die den ganzen Kern des heutigen Walles ausmachen und einer dünneren Frontmauer, die einen Erdwall verkleidet. Eine einfache 2,85 m dicke Mauer hat die Sigiburg und nur eine 1,15 m dicke die Iburg als Hauptwall; eine Wallverkleidungsmauer aus Holz die Skidroburg und die Wigmodischen Burgen, aus Stein die Sigiburg für  ihren Hauptwall. Die Tore der holzgebauten Burgen waren Pfostenbauten. Bei der Sigiburg konnte ich nur eine Wange freilegen, bei den Wigmodischen den ganzen Grundriß gewinnen. Die Tore sind glatte Durchgänge, gegen 3 m weit. Das Steintor der Iburg bildet ebenfalls einen glatten Durchgang von 6 m Weite, das der Sigiburg dagegen hatte vorn und hinten vorspringende Pfeiler, wie es sich bei den Königshöfen öfter gefunden hat.[…]

Der Graben ist auf den Burgen ausgiebig verwendet. Nur bei der Sigiburg scheint es vor dem Hauptwall zu fehelen. Bei der Skidroburg aber fanden wir ihn unvermutet auch am östlichen rechten steilen Abhange, so daß er sicher ringsum gelaufen ist. […]

Der Vergleich dieser Sachsenburgen mit den altgermanischen ergibt eine große Übereinstimmung in der Wahl des Platzes und seiner Zurichtung. Die gegen fränkische und spätere Befestigungen auffallend dicke Wallmauer ohne Graben findet sich auch bei ihnen noch recht häufig (Sigiburg, Brunsburg, Iburg). Der einzig erkennbare Unterschied liegt in dem raffinierteren Schutz der Tore, wie ihn die Schänzchen der Skidroburg bieten.[…]

Welche Rolle haben nun die Sachsenburgen in den Kriegen gegen die Franken gespielt? Die meisten werden genannt, wo die Frankenkönige sie als Hindernisse auf ihrem Wege zu überwinden haben. Die Hohsiburg eroberte Pipin, als er 748 von Thüringen aus nach Sachsen will. Die Eresburg ist die erste Feste, die Karl d. Gr. 772 zum Opfer fällt. Von ihr aus zieht er weiter, um das Irminsul-Heiligtum zu zerstören. Auf der Eresburg wohnt er auch schon 780 und wiederum den ganzen Winter 785, ad Saxoniam disponendam. Die Sigiburg eroberte der König, als er 774 vom Westen her ins Sachsenland eindringt. Bei der Rückkehr an den Rhein läßt er eine  Besatzung in ihr zurück. Die Sachsen bestürmen im folgenden Jahr diese Burg, vermögen sie aber nicht zugewinnen, so das Karl sie 776 sofort wieder zum Stützpunkt seiner Operationen machen kann. Auf dem „Brunsberge“ haben die Sachsen sich 775 gesammelt, um den Franken den Weserübergang zu sperren, es gelingt ihnen aber nicht, sie aufzuhalten. Die Wigmodischen firmitates eroberte Karl d.Gr. 787, als er in die letzten Schlupfwinkel der Sachsen eindringen will. Nur die Iburg und die Skidroburg werden genannt, ohne daß sie direkt in kriegerischer Aktion stehen. Auf der Iburg wird 753 wärend eines Kriegszuges Pipins Bischof Hildigarius erschlagen, und prope castum Saxonum Skidroburg feierte 785 Karl d. Gr. In villa Liudihi (Lügde) das Weihnachtsfest.

Die Eroberung einer sächsischen Burg bildet immer das Hauptereignis eines fränkischen Kriegszuges, dann steht weithin das Land offen und wird unterworfen. Die Sachsen haben sich auch in dem allergrößten Teil der Kriege auf die Verteidigung ihrer Burgen beschränkt. In offener Feldschlacht haben sie sich den Franken nur im Jahre 783 bei Detmold und an der Hase gestellt. Auch der Frankenkönig selbst benutze die eroberten Sachenburgen dann als Deckung. 774 besetzte er für lange Zeit die Sigiburg, 785 feierte er Weihnachten offenbar unter dem Schutze der Sikidroburg und bezieht dann zum längeren Aufenthalte die Eresburg. […]

Die Burgen selbst mögen häufig oder vielleicht sogar regelmäßig ein Heiligtum enthalten haben. Die frühen auf Karl d. Gr. zurückgeführten Kirchengründungen auf der Eresburg und Sigiburg sowie die Kapellen auf anderen Burgen (Bösenburg, Tönsberg,  Buriaburg (b. Fritzlar) deutet darauf. Aber archäologisch hat es sich noch in keinem Falle erweisen lassen. […]

Heft 7:  Seite 57

Aus dem sehr umfangreichen Werk, möchten wir nur die betreffenden Stellen zitieren:

VIII.  Volksburg und Herrensitz   altgermanisch, fränkisch und sächsisch.

Das vorliegende Heft des „Atlas“ behandelt ein besonders wichtiges Gebiet. Zwischen Weser und Osning (heute Eggegebirge) hat in den Römerkriegen die Varusschlacht stattgefunden und in den Kriegen Karls d. Gr. alles was mit den Namen Eresburg, Irminsul, Iburg, Brunsburg, Detmold, Skidroburg zusammenhängt. Die Burgen, welche die Sachsen gegen Karl d. Gr. benutzten, lassen sich in diesem Gebiet alle noch nachweisen und sind zum Teil wohlerhalten (Skidroburg). Dadurch gewinnen wir eine feste Grundlage für die Beurteilung der sächsischen Befestigungsart. Diese Burgen sind immer große befestigte Heerlager auf unzugänglichen Bergen und bilden mit ihrer Umwehrung eine interessante Vorstufe zu den allgemein bekannten Formen der Burgen des hohen Mittelalters. Sie haben als Hauptstück einen großen geschlossenen Ring, der immer ohne Graben ist. Er enthält meist eine Mauer, vielfach ist er vielleicht nichts als eine Mauer, die, zusammengefallen, heute als Wall erscheint. Als zweites Stück haben die Sachsenburgen auf der gefährdeten Seite dicht vor dem Hauptring einen Schutzwall mit Außengraben. Am Thore pflegt er auszubiegen und kleine Schanzen zu bilden. Im späteren Mittelalter ist diese Anlage unter dem Namen „Zwinger“ bekannt. Beides aber, der geschlossene Ring und der Zwinger, sind für die Sachsenburg so bezeichnend, dass eine Burg, bei der sie fehlen, von vornherein als nichtsächsische erscheinen muss. […]

87. Die Eresburg; Stadt Obermarsberg a.d. Diemel.

Dass die altsächsische Eresburg, welche Karl d. Gr. auf seinem ersten Feldzug in`s Sachsenland im Jahre 772 eroberte, an der Stelle der heutigen Stadt Obermarsberg gelegen hat, steht ausser Zweifel. Die Urkundlichen Nachrichten spinnen zwischen beiden einen sicheren Faden. […]

In Folge der ununterbrochenen Bewohnung der Eresburg – Stätte und ihrer Ausgestaltung zur befestigten Stadt im Mittelalter ist von alten Umwallungen der Sachsenburg freilich keine Spur mehr vorhanden. […]

Beide, die Lage und die Größe, sind erstaunlich und erklären sofort die besondere Bedeutung dieser Sachsenfeste, die in den Kriegen Karls d. Gr. unstreitig die Hauptrolle gespielt hat. Auf dem ersten Zuge im Jahre 772 beschränkt er sich darauf, die Eresburg zu erobern und die Irminsul zu zerstören. Aber 774, als der König nach Italien gezogen ist, erobern die Sachsen die Burg zurück und zerstörten sie. So muss er 775 diesmal vom Niederrhein über die Sigiburg (Hohensyburg) kommend, sie auf`s Neue gewinnen, aber nur, um sie schon im folgenden Jahre wieder in die Hände der Sachsen fallen zu sehen. Erst die Rückeroberung im Jahre 777, als er zum Reichstage nach Paderborn zieht, ist für Dauer. […]

Auf der Kuppe, an der Stelle der Stiftskirche (Peterkirche), soll nach der Meinung Vieler die Irminsul gestanden haben. Im Bereich der Eresburg wäre es gewiss der gegebene Platz für sie, – wenn sie überhaupt auf dieser Burg gestanden hätte. Aber das ist nicht der Fall. Unsere beiden ältesten und zuverlässigsten Quellen, die Annales Laurissenses und die Einhard zugeschriebenen Annalen berichten zu Jahre 772 in fast wörtlicher Übereinstimmung: Er eroberte die Eresburg und kam bis nach der Ermensul wo er das Heiligthum zerstörte und das vorgefundene Gold und Silber wegnahm. Bei dem dreitägigen Aufenthalt, den er bei der Ermensul machte, um das Heiligthum ganz zu vernichten, entstand großer Wassermangel; aber die göttliche Gnade liess an einem Mittage, als das Heer ruhte, in einem trockenen Flussbett plötzlich so viel Wasser aufspringen, daß alle sich satt trinken konnten.

Aus diesem Bericht ergeben sich drei Momente, die einer Ansetzung der Irminsul auf der Eresburg widersprechen:

  • Karl zog von der Eresburg weiter nach der Irminsul;
  • Irminsul heisst nicht bloss der heilige Baum oder Baumstumpf, sondern die ganze Örtlichkeit, zu deren Zerstörung – offenbar Umhauen eines Haines – der König drei Tage brauchte;
  • Der Wassermangel kann unmöglich an einem Orte eingetreten sein, wo die stattliche Diemel dicht vorbeifliesst; wer aber die Glaubwürdigkeit der Wundererzählung überhaupt anzweifeln möchte, wird doch zugeben müssen, dass auch ihre Erfinder und Weitererzähler unmöglich eine Örtlichkeit vor Augen haben konnte, wie die Eresburg an der Diemel.

Das Zusammenwerfen der Eresburg und Irminsul ist hervorgerufen durch die späteren Berichte, die vom Jahre 772 abgekürzt sagen: er eroberte die Eresburg und zerstörte die Irminsul. Den wahren Sachverhalt hatte schon Leibnitz klar erkannt, heute (1898) hat ihn leider Müllenhoff wieder verwirrt (Deutsche Alterthumskunde 1900, Bd. IV, S. 522. S.Ztschr. Westf. 1900, Bd. LVII, S. 207).

Die Irminsul hat überhaupt nicht auf einer Burg gestanden (Anmerkung: ein falscher Schluss, da das Phänomen der Grundworte zu beachten ist), also auch nicht auf der Iburg ²), sondern auf einer Stätte, die nur Heiligthum war und eben Irminsul hieß. Es gab deren mehrere im Sachsenlande; bei Hildesheim verräth sich eine durch den Dorfnamen Irmenseul (plattdeutsch Armensülle), wo der daneben liegende Berg “dat hillige Holt“ heißt. Wo aber die berühmte von Karl d. Gr. zerstöhrte Irminsul gewesen ist, lässt sich bis jetzt nicht erweisen ³).

²) Dorthin möchte Giefers sie setzen. Ztschr. Westf. 36. Bd. (1878) Abth.II, S. 3ff.

³) Weiteres in meinem Artikel „Irminsul“ in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung 7. April 1898

93. Die Iburg bei Driburg, altsächsische Volksburg.

Die fränkischen Annalen berichten, dass im Jahre 753 König Pipin einem Zug durch`s Sachsenland bis Rehme (Rimi) gemacht habe und dabei der Erzbischof Hildigarius auf der Iburg (in castro quod dicitur Iuberg: Ann. Laur.; in monte qui dicitur Iuburg: Ann. Einh.) von den Sachsen erschlagen worden sei. Diese Iburg kann nicht die heute bekanntere südlich von Osnabrück gewesen sein, wie bisher meines Wissens allgemein angenommen ist, sondern sie muss in der bei Driburg erkannt werden, deshalb, weil nach Allem, was wir sonst erfahren, den Franken in jener frühen Zeit ein Weg so weit nördlich durch`s Osnabrücksche unmöglich zugetraut werden kann. Die Franken kommen vielmehr zuerst fast immer von Süden in`s Sachsenland: 743 Karlmann von Thüringen her durch den Hohsi-Gau (Kreis Mansfeld); 747 Pipin ebenso durch Thüringen nach Schöningen und an der Oker; der Zug von 758 lässt sich nicht genau bestimmen, da wir nicht wissen, wo das allein genannte Sithima oder Sitnia gelegen hat. Karl d. Gr. kommt auf seinem ersten Zuge 772 ebenfalls wieder von Süden, von Mainz, nach der Eresburg und zieht weiter nach der Irminsul und an die Weser. […]

784 schliesslich machte Karl d. Gr. einen Zug, nach dem wir uns den seines Vaters vom Jahre 753 am ehesten rekonstruieren können. Gegen Ende des Jahres kommt er aus Thüringen und bleibt eine Zeit lang an der Emmer bei der Skidroburg, wo er auch Weihnachten feiert; von da geht er fouragirend nach Rehme, am Zusammenfluss der Werre und Weser, und kehrt dann nach der Eresburg zurück, um hier den Rest des Winters zu verbringen. Von der Eresburg nach Rehme gab es also eine direkte Strasse; sie führt an der Iburg bei Driburg vorbei und hier haben sich also die Ereignisse des Jahres 753 abgespielt.

Von der Befestigung der Iburg hat Hölzermann eine sehr anschauliche und lehrreiche Darstellung gegeben (Taf. XLVI).  Lehrreich ist ein so vorzüglicher Beobachter ja auch immer da, wo er einmal irrt; und geirrt hat Hölzermann hier in so fern, als er die Wälle und Gräben der Sachsenfeste nicht klar genug unterschieden hat von dem Zubehör der später hineingebauten mittelalterlichen Burg oder noch späteren Anlagen, einem Hohlweg und einem Steinbruch. Schon im 11. Jahrhundert scheint ein Nonnenkloster auf der Iburg bestanden zu haben. […]

Zu dieser Burg des 12. Jahrhunderts gehört auf unserem Plan Alles, was nicht mit roter Linie überdruckt ist. Das Überdruckte dagegen ist altsächsisch. Es bietet im Ganzen die Form eines flachen halben Kreises mit der geradlinigen Basis im Süden und besteht aus zwei Teilen: einem geschlossenen inneren Ring und einem im Westen dicht davor gelegten Schutzwall. Auf der Südlinie ist von der alten Befestigung nichts erhalten. Der nach Norden gewendete Halbbogen dagegen ist fast vollständig da, nur im Osten fehlt das letzte Stück und im Westen ist der entsprechende letzte Teil durch den Auswurf aus dem hierneben angelegten ersten mittelalterlichen Vorgraben überdeckt.

Dieser innere Sachsenwall hat keinen Graben, weder vor noch hinter sich. Er enhält eine Mauer bezw. Stellt den Zusammenfall einer solchen dar. Schon im August 1895 hatte ich bei Schnitt A die Mauer beidseitig freigelegt. Sie besteht aus Bruchsteinen mit Kalk und ist an jener Stelle 1,15 m stark; unten springt ein 0,35 m weit vor. Bei den Ausgrabungen, die unter Aufsicht der Kgl. Regierung seit Mai 1901 gemacht werden, ist auch in dem letzten westlichen Stück des Halbbogens die Mauer überall gefunden worden und hier, etwa in der Mitte zwischen dem heutigen Hauptweg und dem Südabfall, auch das Thor der Sachsenfeste, durch fast rechtwinkliges Einbiegen der Wallenden gebildet und gegen 6 m im Lichten weit, konstatiert worden. Nach der Analogie der übrigen Sachsenburgen (Karlsschanze, Tönsberglager) ist nicht zu bezweifeln, dass dieser innere, gemauerte Ring in der Tat geschlossen war, dass er also im Süden, wo er heute nicht zu erkennen ist, entweder abgestürzt oder durch die mittelalterliche Mauer überdeckt ist.

Der im Westen vorliegende Schutzwall hat – ganz wie bei der Karlsschanze, dem Tönsberglager etc. – keine Mauer, aber einen Außengraben. Er liegt so dicht vor der Hauptlinie, dass nur ein wenige Meter breiter Gang zwischen beiden bleibt: der Zwinger des späteren Mittelalters, wie unmittelbar daneben die Iburg des 12.Jahrhunderts an ihrer Westseite und dem westlichen Teil der Nordseite ihn zum Vergleich darbietet.

Hölzermann hat westlich vor diesen beiden Linien noch eine dritte für die Sachsenfeste in Anspruch genommen. Deren erster Teil im Süden Süden ist aber der breite Graben der mittelalterlichen Burg, weiterhin seine „Warte“, ein kleiner Steinbruch nebst dazu gehörigem Schutthügel und die weitere lange Linie nach Norden zu ein Hohlweg. Auch die „Schanze“, die Hölzermann vor dem jetzt gefundenen Tore der Sachsenfeste zu sehen glaubte, ist mir sehr zweifelhaft; die dort vorhandenen Senkungen scheinen durch Holzabfahren entstanden zu sein. Hier müssten vorsichte Grabungen Aufklärung bringen.

In dem westlichen Teile des großen mittelalterlichen Grabens haben die neuen Untersuchungen Mauern von Häusern bloßgelegt, die bei Anlage des großen Grabens durchschnitten zu sein scheinen. Sind sie alt, so wäre also die sächsische Iburg schon von eben solchen steinernen Häusern besetzt gewesen wie die Heisterburg und die Wittekindsburg bei Rulle.

Die Iburg hat dem an ihrem Nordostfusse liegende Driburg (tho der Iburg) den Namen gegeben. Es wird ursprünglich ein Edelhof dagelegen haben, dessen Besitzer über die Volksburg oben mit verfügte. Dieser Hof kann aber nicht die „Gräfte“, ¼ Stunde südlich der Iburg gewesen sein, denn deren Bewohnung reicht nicht so weit zurück; unter den  vielen Scherben, die die Gräfte geliefert hat, ist keine karolingische, vielmehr gehören sie erst in das 13. – 15. Jahrhundert.  […]